Maier-WeIzenecker. eine Freiburger Geschichte


Handwerkliches Können, Liebe zum Beruf und gemeinsame erfolgreiche Arbeit begründen eine über vier Generationen reichende Tradition des weit über Freiburg hinaus bekannten Friseurgeschäfts Maier –Weizenecker in der Bertoldstraße 4, das im Herbst 2018 auf sein 110-jähriges Bestehen zurückblicken konnte.
 
Die Geschichte dieses alteingesessenen Familienbetriebs beginnt im Jahre 1908.
Als Albert Weizenecker zusammen mit seiner Frau Helene Weizenecker in der Bertoldstraße 32 sein Geschäft eröffnet, hat er bereits während seiner „Wanderjahre“ unter anderem in Paris, London und Baden-Baden Erfahrungen gesammelt und von dort Frisuren und Arbeitstechniken mitgebracht, die bis dahin im Schwarzwald noch nicht bekannt waren. Besonders gefragt ist seine Kunst der Perücken- und Haarteilherstellung.
Während des 1.Weltkriegs führt Helene Weizenecker zusammen mit ihrer Tochter Albertine Scharbach alleine den Betrieb weiter.
In den zwanziger Jahren setzt sich in der Frisurenmode der „Bubikopf“ gegenüber kunstvollen Steck- und Ondulations-frisuren durch. Die Kunde von der ersten Dauerwelle durchzieht das Land. Alle wollen Locken haben und ein Friseurbesuch ist nicht mehr nur das Privileg der gehobenen Gesellschaft.
Aufgrund der galoppierenden Inflation erhöht sich die Ladenmiete ständig und Familie Weizenecker erwirbt im Jahre 1927 in der Bertoldstraße 11 ein Haus, das sich nach einem Umbau aufgrund seines Grundrisses – es ist 4m breit und 32m lang – hervorragend als Frisiersalon mit Verkaufsraum eignet. Im dazugehörigen Nebenraum verbringt Albert Weizenecker viele Abende beim Tressieren und Knüpfen von naturgetreuen Echthaar-Perücken und Haarteilen, die das Geschäft weit über die Grenzen Freiburgs hinaus bekannt machen. Die „Windstoßfrisur“ und die „Drei-Wellen-Frisur“ sind in den 30er Jahren gefragte Modetrends und lassen das Geschäft florieren.
Dann kommt der 2.Weltkrieg. Nur noch die eigenen Familienangehörigen halten den Betrieb aufrecht. Beim Fliegerangriff auf Freiburg am 27.November 1944 wird auch das Geschäftshaus in der Bertoldstraße 11 zerstört. Glücklicherweise überleben alle Familienangehörige den Feuersturm.
 
1946 gibt die Enkelin Ingeborg Scharbach ihren ursprünglichen Beruf als Bankkauffrau auf und beginnt mit 23 Jahren eine Lehre als Friseurin, denn sie weiß, nur durch Zusammenarbeit im eigenen Geschäft lassen sich der Wiederaufbau des Hauses und die Fortführung des Friseurbetriebes bewältigen.
Der Neubau in der Bertoldstraße 4 ist eines der ersten Geschäftshäuser in der Freiburger Innenstadt. Am 18. November 1950 kann der Friseursalon „Albert Weizenecker“ wiedereröffnet werden. Aber Krieg und Zerstörung sowie die gewaltige Anstrengung des Wiederaufbaus zehren an der Gesundheit des Geschäftsgründers. Im frühen Alter von 69 Jahren stirbt Albert Weizenecker. Auf seiner Enkelin Ingeborg Scharbach - sie ist mit vorzeitig bestandener Meisterprüfung die einzige Fachkraft in der Familie - lastet nun die volle Verantwortung der Geschäftsführung.
Über drei Jahrzehnte führt Ingeborg Maier gemeinsam mit ihrem Ehemann und Berufskollegen Maximilian Maier den Betrieb mit großem Engagement und viel Erfolg. Viele ihrer Kunden sind dem Geschäft über Generationen hinweg eng verbunden.
 
Im Jahre 1987 übergeben die Eltern das Geschäft an ihren Sohn Georg Maier, der sowohl die Gesellen- als auch die Meisterprüfung des Friseurhandwerks mit Auszeichnung abgelegt hat. Er führt nun seitdem das traditionsreiche Familienunternehmen erfolgreich mit großem persönlichen Einsatz und fachlichem Können fort. Er war Jahrzente lang im Vorstand der Friseurinnung Freiburg tätig und bewegt sich als Mitglied des CAT Paris  „Cercle des Artes et Techniques de la Coiffure“, wie schon sein Urgroßvater, auch auf internationalem Parkett.
Führte der Urgroßvater den Modetrend „Bubikopf“ als handwerklich soliden Auftrag aus, so sieht der Urenkel seine Tätigkeit stärker als kreative Herausforderung, die nicht durch Modediktate eingeschränkt wird. So nimmt er durchaus gerne einzelne Moderichtungen und Trends auf, um sie dann aber individuell auf jeden einzelnen Kunden abzustimmen, zu kombinieren und entsprechend den Kundenwünschen mit technischer Perfektion zu gestalten.
Die Beratung und der Verkauf von Zweithaar (Perücken, Haarteile) ist ein Metier, das der Urenkel von seinem Urgroßvater übernommen hat und mit großem Engagement weiterführt. So ist Georg Maier ein kompetenter Ansprechpartner für all diejenigen, welche unter Haarverlust leiden. Seit Jahren steht er in engem Kontakt mit den Freiburger Kliniken und bietet dort Krebspatienten seine Hilfe an. Durch fachgerechte Beratung und individuelle Anpassung von Perücken ermöglicht er vielen Patienten, sich wieder selbstbewusst in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Nach einer umfangreichen Modernisierung und zeitgemäßen Umgestaltung befindet sich der Friseursalon Maier-Weizenecker seit Dezember 2016 in großzügigen hellen Räumen in der 1.Etage des bisherigen Geschäftshauses. Georg Maier führt dort - unterstützt durch sein bewährtes Mitarbeiterteam – sein Friseurgeschäft weiter.
Leitbild und Herzensangelegenheit seines Dienstes am Kunden ist ein an den individuellen Bedürfnissen und Wünschen orientiertes Gestalten, das handwerklich solide ist und den jeweiligen modischen Trends kreativ nach Maßgabe der Kunden Rechnung trägt.
 
 
Gabriele Koreng, geb. Maier